아침이슬 Morgentau

긴 밤 지새우고 풀잎 마다 맺힌 진주 보다 더 고운 아침이슬 처럼, 내 맘에 설움이 알알이 맺힐 때 아침동산에 올라 작은 미소를 배운다 태양은 묘지위에 붉게 타오르고 한낮의 찌는 더위는 나의 시련일지라 나 이제 가노라, 저 거친 광야에 서러움 모두 버리고 나 이제 가노라
So wie der Morgentau, der die Nacht lang fiel, nun an den Gräsern hängt, schöner als Perlenschmuck, So fällt tropfenweise Von meinem Herzen die Trauer, lerne ich hier auf dem Hügel des Morgens ein kleines Lächeln. Ach, nun steigt schon die Sonne Über die Gräber rot. Ach, die Hitze des Tages Ist mein bitteres Leid. Ach, nun gehe ich fort, fort in die wilde Wüste Ach, all meine Trauer lass ich zurück und gehe fort.

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Gesang: Ji Sun Kim
Gitarre: Julian Schneeberger

 

Kim Min-Ki

Wenn man über die Gesangsbewegung Noraeundong der Siebziger Jahre spricht, kommt man nicht umhin, den Sänger Kim Min-Ki zu erwähnen. Sein Lied „Morgentau“ geriet durch eine interessante Dynamik der Repression durch die Regierung von einem unpolitischen Folk-Song zu einem Symbol des Protests.
 
Kim veröffentlichte das Lied im Jahr 1970, bevor er 1971 das erste Album unter seinem Namen herausbrachte. Nach anfänglicher Popularität von „Morgentau“ wurde im Frühling 1972 sein Album von der koreanischen Regierung verboten. Ein paar Jahre später folgte auch ein Verbot der Wiedergabe von „Morgentau“ in jeglichen Medien.
 
Wer das Lied hört, wird bemerken, dass der Text sehr poetisch und unpolitisch anmutet. Was dem Lied seinen Verbotsstatus eingetragen hatte, war Kim's Kontakt mit der progressiven Kulturbewegung an der Seoul National Universität.
 
Der Anfang der Siebziger Jahre markierte in Südkorea, wie auch anderswo, das Entstehen einer „Universitäts-Kultur“. Unzufrieden mit der militärisch geprägten Diktatur und veralteter, japanisch geprägter Musikkultur war der moderne Folk-Song eine kulturelle Hintertür für die Studierenden, die auch die Minjung-Bewegung weiter beeinflusste.
„Morgentau“ war mit poetischem Text und feiner Melodie ein Gegenentwurf zur groben staatlichen Gewalt, den die Universitätsstudenten mit klassischer Gitarre und langen Haaren zu einem ihrer Symbole machten.
 
Kim's Beteiligung an der Bewegung hatte also die Regierung bewogen, „Morgentau“ zu verbieten, während im Gegenzug das Verbot aus dem unpolitischen Lied für die Bevölkerung ein Symbol des politischen Widerstands machte.
Trotz, oder vielleicht sogar wegen seines Ausschlusses aus den Medien und der offiziellen Musikkultur hat „Morgentau“ überdauert (Vgl. Seong: 2010, S.112).

Quellen

  • Chung Yoon-Suhn, Lie Young und Rüdiger Gerhard: Blauer Vogel, ESG Frankfurt, 1985
  • Seong Geun Je: On "Politicization of Style" Phenomenon inside East Asia`s Art Movement: With Cases of Late 20th Century Korean Protest Song Movement, in: Memory & future vision, Vol.23, Korea Democracy Foundation, 2010, S. 106-141.
  • Kim Chang Nam: ‚Minjung-Gayo’ in the Context of Korean Popular Music History, in: Journal of the Institute of Korean Cultural Studies, Vol.35, Yeungnam University, 2007, S. 55-81
  • Kim Chang Nam: Making and Change of Korean Popular Music Genres, in: The Journal of Sungkonghoe University, No.12, Sungkonghoe University, 1998, S. 146-177.