Saemaŭl („Neues Dorf“) Lied 새마을 노래
1. 새벽종이 울렸네 새아침이 밝았네 너도나도 일어나 새마을을 가꾸세 (후렴) | 1. Die Morgenglocken läuten, ein neuer Tag bricht an. Lass uns aufstehen, um Saemaŭl aufzubauen. (Refrain) |
2. 초가집도 없애고 마을길도 넓히고 푸른동산 만들어 알뜰살뜰 다듬세 (후렴) | 2. Die Strohdächer ausgetauscht, die Dorstraßen erweitert. Lass uns die Pflanzen züchten, sie sorgfältig behandeln. (Refrain) |
3. 서로서로 도와서 땀흘려서 일하고 소득증대 힘써서 부자마을 만드세 (후렴) | 3. Mit gegenseitiger Hilfe, im Schweiße unserer Arbeit, nach höherem Einkommen strebend, lass uns ein reiches Dorf schaffen. (Refrain) |
4. 우리모두 굳세게 싸우면서 일하고 일하면서 싸워서 새조국을 만드세 (후렴) | 4. Mit vereinter Kraft arbeiten, während wir kämpfen, kämpfen, während wir arbeiten, lass uns ein neues Vaterland aufbauen. (Refrain) |
후렴: 살기좋은 내마을 우리 힘으로 만드세 | Refrain: Mein Dorf ist ein guter Ort zum Leben, Lass es uns mit unseren Händen aufbauen. |
Klicke hier um das Lied anzuhören. Gesang: Seol Hee Yun Klavier: Carmen Manera Guzman
Saemaŭl-Bewegung
Die Saemaŭl-Bewegung Anfang der 1970er Jahre war eine von der Regieung initiierte landwirtschaftliche Reformbewegung. Auf Grund der Armut in den ländlichen Regionen setzte zu dieser Zeit, in der die Landbevölkerung etwa 70 % der Gesamtbevölkerung ausmachte, eine starke Landflucht ein. Kinder mussten am Feld mithelfen, statt die Schule zu besuchen und trotzdem war die Nahrung knapp. Diesen Missständen versuchte die Regierung mit dem Saemaŭl Programm entgegenzuwirken. Das Programm sah umfassende Reformen vor, die über einen langen Zeitraum umgesetzt werden sollten. Die Wohnsituation der Landbevölkerung sollte verbessert, die Häuser modernisiert, Produktionsprozesse effizienter und gewinnbringender gemacht werden.
Dies ging Hand in Hand mit einer „Gesinnungs-Reform“, die Fleiß, Sorgfalt, Genügsamkeit und Gemeinschaftsdenken propagierte. (vgl. Website des Korea Saemaŭl Undong Center, www.saemaul.com/english)
Als Teil der Propaganda wurde das Saemaŭl-Lied von Präsident Park eigenhändig komponiert (zumindest ist er der offizielle Urheber).
Saemaŭl ist umstritten. Es gibt Stimmen, die die Ergebnisse der Bewegung durchaus positiv bewerten und deren negative, manipulative Seiten als normale Begleiterscheinungen oder Mittel zum Zweck ansehen. Andere wiederum kritisieren den autoritären Charakter der Bewegung und die Tatsache, dass es ihr bei weitem nicht gelungen ist, die ländlichen Regionen im geplanten Ausmaß weiterzuentwickeln und zu modernisieren. Das zeigt sich daran, dass auch heute noch die städtischen Ballungsräume unaufhörlich wachsen, während der Altersschnitt in ländlichen Dörfern hoch ist und die jüngeren Generationen in die Stadt streben.
Auch die aktuellen Schulbücher behandeln die Saemaŭl Undong je nach Verlag etwas unterschiedlich:
Der Kumsung Verlag schreibt, dass die Saemaŭl Undong äußerlich den Anschein einer Bewegung haben sollte, die vom Volk ausging, tatsächlich war sie aber gänzlich von der Regierung initiiert. Auch diente sie in den Anfangsjahren mit ihrer Ideologie der Opferbereitschaft für die Gemeinschaft als Legitimationsmittel des diktatorischen Systems unter Präsident Park Chung-Hee. Laut ihren Kritikern diente die Bewegung nicht der Lebensqualität der Bevölkerung und deren ökonomischer Entwicklung, sondern nur der Pflege des äußerlichen Images Südkoreas (vgl. Verlag Kumsung, S. 334).
Ähnlich wie der Verlag Kumsung erwähnt auch der Verlag Dusandonga die politische Instrumentalisierung der Saemaŭl Undong durch Park, betont jedoch, dass die Auswirkungen auf die Landwirtschaft doch sehr positiv waren und die Bewegung, obgleich auf manipulative Weise, zu einem besseren Gemeinschaftsgefühl der Bevölkerung beigetragen hätte (vgl. Verlag Dusandonga, S. 337-338).
Die Bewertung der Saemaŭl Undong zeigt in jedem Fall die unterschiedlichen Zeichen der Zeit. Während in den Siebziger Jahren unter Park Chung-Hee offiziell von einer reinen Erfolgsgeschichte berichtet und nur positive Ergebnisse veröffentlicht wurden, wurde die Bewegung im Lauf der Achtziger immer negativer bewertet und erst nach der Demokratie-Bewegung 1987 einer echten kritischen Forschung unterzogen.
Die Saemaŭl-Bewegung dauert bis heute an und wird weiter von dem landesweit vernetzten National Council of Saemaŭl Undong Movement in Korea (Korea Saemaŭl Undong Center) propagiert und international vermarktet (vgl. Hwang: 2006, S. 21).